ORIENTALISCH-ISLAMISCHE HANDSCHRIFTEN

Im Rahmen der Bibliothek nimmt die unschätzbare Sammlung orientalisch-islamischer Manuskripte in arabischer, türkischer, persischer und bosnischer Sprache einen besonderen Platz ein. Die Sammlung umfasst 1086 Kodizes mit 1662 Werken aus Theologie, Recht, Moral, Mystik, Philosophie, Logik, Lexikographie, Grammatik, Rhetorik, schöner Literatur, Medizin, Kalenderwissenschaften, Astronomie, Astrologie und Geschichte.

Diese Manuskriptsammlung entstand durch den Erwerb von Privatbesitz und Spenden von Einzelpersonen an das Bosniakische Institut. Zu den bedeutendsten Erwerbungen gehören der Kauf der Manuskriptsammlung der Familie Sikirić aus Oglavak bei Fojnica, die Sammlung des Hadži Hafiza Sulejmana Hafiza aus Prizren, Manuskripte aus der Sammlung des Sarajevaner Muftis und Dichters aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, Muhamed Šakir Muidović, des Reis-ul-Ulema von Bosnien und Herzegowina Hafiza Sulejmana Šarca, die Sammlung von Hazim ef. Kuskunović aus Travnik, Sabit Hadžić aus Mostar, die geschenkte Sammlung von Alija Širbegović, die Manuskripte des Professors Enver Mulahaliović aus Tuzla, Manuskripte aus den Bibliotheken von Ahmed-ef. Hodžić, Edin Prolaz, Fejzulah Hadžišabanović, die Familie Jelčin aus Turbe bei Travnik, Hafiz Mahmut-efendija Traljić, Muhamed-ef. Zahirović aus Bihać, Mustafa Džuvo, Muzafer Faginović, Seid Strika sowie mehrere kleinere Sammlungen und zahlreiche einzelne Manuskriptkodizes.

Das Manuskriptmaterial wurde zusammen mit den anderen Beständen des Bosniakischen Instituts bereichert und ist in kurzer Zeit zu einer der bedeutendsten Sammlungen orientalischer Manuskripte in Bosnien und Herzegowina geworden, besonders im Hinblick auf das Schicksal des Manuskriptbestandes des Orientalischen Instituts im Jahr 1992 und zahlreicher privater Sammlungen während des Bosnienkrieges 1992-1995.

Die Manuskripte im Besitz des Bosniakischen Instituts wurden systematisiert und wissenschaftlich bearbeitet in drei Bänden des Katalogs der arabischen, persischen, türkischen und bosnischen Manuskripte aus der Sammlung des Bosniakischen Instituts (Zürich, 1997; Sarajevo-Zürich, 2003; und Sarajevo, 2018). Die ersten beiden Bände wurden von Prof. Dr. Fehim Nametak und Prof. Salih Trako bearbeitet, der dritte Band von Dr. Mustafa Jahić.

Diese Sammlung enthält eine erhebliche Anzahl von äußerst wertvollen Manuskriptwerken und Unikaten. Hier seien nur einige erwähnt.

In Bezug auf die Schönheit der Kalligrafie und den Wert des Manuskripts sticht die Abschrift des Qur'ans hervor, die Muhamed Hilmi im Jahr 1215/1800 in 30 Juz' verfasste, welche eine der nur drei existierenden Abschriften dieses Hofkalligrafen ist. In puncto kalligrafischer Schönheit steht neben dieser Qur'an-Abschrift die Abschrift der Mesnevi von Džalāl ad-Dīn ar-Rūmī, die zudem einen zusätzlichen kulturellen Wert hat, da vermerkt ist, dass sie 1646 in Bentbaša in Sarajevo „für die Derwische der Mevlevīyah-Tekkia in dem von Gott geschützten Sarajevo abgeschrieben wurde, die nach einer Zerstörung durch ein Feuer wiederhergestellt wurde für den Gebrauch der Sarajevaner Derwische“.

Eines der wertvollsten Manuskripte ist das Werk an-Nasabu 'š-Šarif, das die Biographie und Genealogie des Propheten Muhammad (a.s.) enthält und einst in der Familie Čengić war, von wo es als Geschenk von Nurija Čengić aus Odžak bei Foča in den Besitz von Scheich Behauddin Šehović-Sikirić gelangte. Durch den Ankauf von einem Nachkommen der Familie Sikirić kehrte das Manuskript wieder in den Besitz der Nachfahren der Čengić-Familie zurück. Der Autor oder Abschreiber dieses Werkes aus dem Jahr 1621 war der Derwisch Mahfuz b. Muhammed Gulšeni. Am Anfang des Manuskripts lesen wir eine Widmung: „Dieses ehrwürdige Buch habe ich unserem Muršid (Führer in der Mystik) dem Gelehrten Šehović (Sikirić) Behauddin efendi, unserem Bruder und Freund, gewidmet. (Unterzeichnung) Der arme Derwisch Nuri Čengić aus Odžak.“ Solche Bücher sind ein zuverlässiges Zeugnis des Reichtums unseres kulturellen Erbes und wie im Laufe der Geschichte das geschriebene Wort bewahrt und respektiert wurde. Aufgrund des außergewöhnlichen Werts und der Tatsache, dass es sich um ein Unikat handelt, veröffentlichte das Institut dieses Werk in fototipischer Ausgabe mit einer Übersetzung von Prof. Dr. Enes Karić ins Bosnische.

Es ist offensichtlich, dass Manuskripte aus Bosnien in der Sammlung des Instituts besonders wertvoll sind, da sie entweder Werke unserer Autoren darstellen oder von unseren Leuten abgeschrieben wurden. Von bosnischen Schriftstellern sollte an erster Stelle das Werk von Mustafa Ejubović-Šejh Juje erwähnt werden, welches eine wahre Entdeckung ist, da es der Wissenschaft völlig unbekannt war. Es handelt sich um einen Kommentar des klassischen arabischen grammatikalischen Werks al’-Awamilu ‘l-mi'ah, das bisher nicht in irgendeinem Katalog von arabischen Manuskripten erfasst wurde.

Besonders erwähnenswert ist auch das Autograph von Dalilu 's-sa'irin ila ziyarati habibi rabbi 'l-alamin, dessen Autor als Imam-zade bekannt ist (es existiert nur noch ein weiteres Exemplar in der Vatikanischen Bibliothek) aus dem Jahr 1661. In der Liste wichtiger Manuskripte für das bosnische literarische Erbe nimmt auch das Manuskript Mi'rağğiyah Sabita Užičanina einen besonders wichtigen Platz ein, welches als sein Meisterwerk gilt.

Unter den anderen Autoren von Manuskriptwerken in der Sammlung des Instituts sind bekannte Schriftsteller wie Hasan Kafija Pruščak, Hasan Kaimija, Abdulvehab Ilhamija, Ahmed Sudija Bošnjak, Muhammed Nerkesija, der Dichter Hasan Kaimija, Ilhamija, Sirri, Arif Hikmet-beg Rizvanbegović und viele andere. Als Abschreiber orientalischer Manuskripte finden sich Namen wie Ibrahim Opijač, Behauddin Sikirić und andere.

Die Sammlung enthält auch Werke, die auf Bosnisch in arabischer Schrift (Alhamijado-Literatur) verfasst wurden, wie z.B. ein türkisch-bosnisches Wörterbuch aus dem 18. Jahrhundert, ein Lehrbuch aus dem späten 19. Jahrhundert, Gedichte von Ilhamija und Sirri usw.

Der älteste Kodex in der Sammlung des Bosniakischen Instituts ist Tafsiru 'l-Qur'an, dessen Abschrift im Januar 742/1342 abgeschlossen wurde. Zu den seltenen Werken gehört auch das Werk aus dem islamischen Recht Qunyatu 'l-Fatawa, von dem bisher nur noch ein weiteres Exemplar in der Sammlung der Yeni Moschee in Istanbul bekannt ist, sowie das Autograph des Werkes Hilyatu 'l-ihwan wa hullatu 'l-hullan aus dem 18. Jahrhundert, das vermutlich ein Unikat ist. Besonders hervorzuheben ist das historische Werk Bahgatu ’t-tawarih von Šukrullaha Šihabuddina Ahmed al-Zakija, das in persischer Sprache Mitte des 15. Jahrhunderts verfasst wurde und die universelle Geschichte der Welt von der Schöpfung bis zur Zeit der Abfassung behandelt. Das Bosniakische Institut veröffentlichte 2018 eine Übersetzung des Werkes Radost der Chroniken, und wie der Übersetzer des Werkes aus dem Persischen, Prof. Dr. Ahmed Zildžić, hervorhob, ist das Manuskript des Instituts das einzige Exemplar in Bosnien und Herzegowina, während weltweit nur etwa zwanzig handschriftliche Exemplare bekannt sind.

Das Bosniakische Institut sammelt weiterhin kontinuierlich Manuskriptmaterial durch Geschenke und Käufe und stellt es den Forschern nach der Bearbeitung und Digitalisierung zur Verfügung.

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